Martin Mächler
Von Schweizer Nationalität, in Bayern geboren und aufgewachsen, schien für Mächler das Schicksal eines europäischen Weltbürgers vorgezeichnet.
Studienreisen führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts den an energie- und raumpolitischen Fragen brennend interessierten jungen Mann durch Rußland und die fernöstlichen Länder, bevor er sich als Architekt in Berlin niederließ. Nicht das Entwerfen von Einzelbauten, sondern die Gestaltung der Weltstadt für eine globalisierte Gesellschaft war sein Ziel, das er vor allem mit publizistischen Mitteln zu erreichen suchte.
In der Stadtplanung, die in Berlin zuvor vor allem unter dem Gesichtspunkt der Lösung von Einzelproblemen, etwa der Hygiene, des Verkehrs und der ästhetischen Gestaltung gesehen wurde, sollten nach seiner Auffassung die wirtschafts-, energie- und kulturpolitischen Erfordernisse in Einklang gebracht werden. In diesem Sinne entwarf er noch im Ersten Weltkrieg (im Jahr 1917) einen Massenteilungsplan für den Wirtschaftsorganismus Berlin und stellte den Plan einer Nord-Süd-Achse vor, der später von Albert Speer unter den von Mächler abgelehnten ästhetisch-politischen Vorzeichen wieder aufgenommen wurde.
Höhepunkt seiner öffentlichen Wirksamkeit waren die Jahre der Weimarer Republik (1918-1933). Maßgeblich wirkte er an der Gründung des Berliner City-Ausschusses, eines Zusammenschlusses der an einer kraftvollen Fortentwicklung der Weltstadt Berlin interessierten Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und Kultur mit. Als Schriftleiter der Deutschen Bauzeitung hielt er Kontakt mit den führenden Architekten und Stadtplanern seiner Zeit. Die systematische Zusammenfassung der in der Raumgestaltung wirkenden Kräfte wollte er in dem von ihm „Demodynamik“ genannten Werk leisten. Der erste Teil konnte noch 1933, dem Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme, erscheinen, doch waren die über nationale Grenzen hinausgehenden Vorstellungen Mächlers nun nicht mehr gefragt. Bald darauf verlor er auch die Schriftleitung der Bauzeitung. Als Experte für Energiepolitik blieb er gefragt. In diesem Zusammenhang lernte er die mit Planungsaufgaben betraute Ilse Balg kennen, der er später seinen Nachlass übertrug.
Martin Mächler und Ilse Balg arbeiteten nach 1945 als Fachjournalisten auf dem Gebiet der Raum- und Stadtpolitik eng zusammen. Mächler widmete sich besonders dem Berliner Wiederaufbau. Die Leitung der Stadtplanung, die Hans Scharoun als Baustadtrat der ersten Stunde für ihn gewünscht hatte, blieb Mächler verwehrt. Es begann nun eine eher akademische Wirksamkeit, zunächst an der Bauakademie in Berlin (Ost), später als Honorarprofessor an der Technischen Universität Berlin im Westteil der Stadt. Martin Mächler starb am 13. Dezember 1958 im Alter von 77 Jahren in Berlin.